Tagebuch N-Wurf aus der Grauzone
oder N, wie Neun

 

Vorbereitung
Liebe Fans unseres Welpentagebuches oder die, die es werden wollen.
Bis zum N-Wurf sollte es mal wieder etwas länger dauern. Anfang Januar 2019 sollte Feronia nochmals gedeckt werden, was aber leider nicht klappte. Im Frühjahr 2019 wurde Ifigenie problemlos gedeckt, blieb aber leider leer. Danach starteten wir einen letzten Versuch mit Feronia im Sommer, drei Tage lang fuhren wir für mehrere Versuche zum Rüden, auch dieser deckte unsere schöne Schwarze nicht.
Somit konzentrierten wir uns in 2019 auf den Hundesport und legten mit Edmeé und Kallisti erfolgreich die BH ab und Ifigenie hat ihre IGP1 bestanden. Da meine bunte Lady sich mit ihrer Läufigkeit Zeit ließ, beschlossen wir einen neuen Versuch mit Ifigenie zu starten.
Nach langem Suchen und warten auf Rückmeldung der Deckrüdenbesitzer, entschieden wir uns für Halik vom Haselrieder Wald, Cyrus genannt. Cyrus wohnt mit seinem Frauchen Marie-Louise in der Nähe von Augsburg. Marie-Louise hat dem Deckakt unter der Bedingung zugestimmt, dass dieser außerhalb von Weihnachten und der Adventszeit stattfinden sollte. Sie ist Sängerin und dementsprechend während dieser Zeit beruflich sehr eingespannt. Nun hieß es bangen, dass Ifigenie, die ja eigentlich viel zu spät mit ihrer Läufigkeit dran war, nicht zu „früh“ läufig würde. Sie hat sich aber brav zurück gehalten, so dass wir am 28.12.2019 zu Cyrus fahren konnten. Die beiden Hunde und auch deren Menschen waren sich sofort sympathisch, wobei letzteres nicht zu Welpen führt. Innerhalb einer viertel Stunde hat Cyrus Ifigenie im Sturm erobert. Somit purzelte schon mal der erste Stein von Züchters Herzen.
Marie-Louise, ihre Mutter und wir gingen abends zusammen essen und unterhielten uns angeregt über Gott und die Welt. Wir verabredeten uns für den Folgetag nochmal zu einem Date.
Die Nacht im Hotel mit Angus in einem Bett, der schwer erkältet war und mit seinem Schnarchen die Bären und schließlich auch mich aus dem Bett vertrieb, war entsprechend nicht wirklich erholsam. Nach einem guten Frühstück besuchten wir Cyrus erneut.
Wie auch bei den letzten Malen war Ifigenie nach wie vor freundlich, ließ sich aber nicht noch einmal decken. Wir verabschiedeten uns und dankten für die herzliche Aufnahme.
Die Rückfahrt verlief Problemlos, bis 50km vor unserem Hundeplatz, wo wir Elsa und Kallisti wieder einsammeln wollten, die wir bei Freunden „geparkt“ hatten.
Die Batteriekontrollleuchte ging an und nicht mehr aus. Wir ließen den Bus am Hundeplatz stehen, um am nächsten Tag den ADAC zu rufen. Die Diagnose lautete Lichtmaschine defekt.
Durch die günstige Lage der Feiertage, hieß das für uns, dass unsere Werkstatt erst am 6. Januar wieder öffnen würde. Doch Corinna, die Minerva aus dem letzten Wurf bekommen hat, wusste Rat. Ihre Werkstatt hatte geöffnet und versprach uns, den Bus am selben Tag noch zu reparieren.
Nun hieß es, wie immer, warten. Den Jahreswechsel feierten wir, nicht, wie sonst zu Hause.
Schnell wurde die Freude auf den Wurf getrübt, denn schon am 3.1. traf uns die erste traurige Nachricht des Jahres. Unser langjähriger Freund, Sportskamerad und Kassenwart unseres Hovawartsportvereins verstarb in dieser Nacht für alle völlig unerwartet. Wir sind tieftraurig, er war ein Mensch, der eine Lücke hinterlässt, die sich niemals mehr schließt.
Ifigenie war die ganze Zeit fröhlich und gut gelaunt. Am 24. Tag nach dem Date mit Cyrus machte ich die Ultraschalluntersuchung und sah mehrere Fruchtkammern.
Natürlich freuten wir uns, dass die N`s unterwegs in diese Welt waren. Bald konnte Ifigenie ihren Zustand nicht mehr verbergen und die Taille ging allmählich flöten. Dennoch ließ sie es sich nicht nehmen, unserem Schutzdiensthelfer Ralf hin und wieder den Ärmel abzujagen.
Dann kam das nächste traurige Ereignis. Nachdem wir uns im Oktober für immer von Aura Nigra verabschieden mussten, folgte ihr unsere schöne, große Blondine Enigma am 14.2. über die Regenbogenbrücke. Plötzlich sind es „nur“ noch 6. Jetzt hoffte ich auf einen kleinen Wurf, mit maximal acht Welpen. Ansonsten würde es eng werden mit einem weiteren Wurf mit Ifigenie. Sollte der Wurf größer werden, so sollte wenigstens eine Blondine für mich dabei sein. Ifigenie wurde immer runder und sah zum Ende der Trächtigkeit aus, als hätte sie einen Medizinball verschluckt. Die Hoffnung auf einen kleinen Wurf konnte ich wohl begraben und wie sich zeigen würde, die Hoffnung auf eine Blondine auch.
Ifigenie fraß mit großem Appetit, nur spazieren gehen war nicht mehr so ihr Ding. Sie hätte die letzten zwei Wochen wohl lieber auf der Couch mit einer Schachtel Pralinen, äh Leckerlis, verbracht. In der letzten Woche verweigerte sie ab und zu das Abendessen. Als sie am Morgen des 28.2. auch ihr Frühstück angewidert ansah, wusste ich, dass sie diesmal nicht länger tragen würde.

28.02.2020, die Geburt:
Ifigenie hechelte den ganzen Tag, ein Zeichen dafür, dass sie in den Eröffnungswehen lag. Gegen 16:30 Uhr bekam sie Presswehen. Um 17:32 Uhr wurde ein sm Rüde mit 560 g geboren. Ihm folgte um 18:25 Uhr eine sm Hündin, mit ebenfalls 560 g. Ihr folgte um 18:52 Uhr eine Hündin, ebenfalls sm, mit 570 g und einem weißen Brustabzeichen.
Schon 18 Minuten später bekam der Junge Verstärkung. Ein sm Rüde mit 510 g gesellte sich dazu. Er hat hinten rechts weiße Zehen. Unsere Hovawartfreunde fieberten via WhatsApp mit und meinten, dass sei spannender, als jedes Abendprogramm. Sie fingen in Sportreporter­manier an das Ganze zu kommentieren. Um 19:54 Uhr lagen die Jungs vorne. Ein Rüde, wieder sm, wurde mit 550 g ausgeliefert. Nur 16 Minuten später stand es dann 4:2 für die Jungs. Wieder sm, wurde dieser Rüde mit 500 g geboren. Er hat ein weißes Brustabzeichen. Eine sm Hündin, 480 g schwer, holte zum 4:3 auf. Um 22:04 Uhr hieß es dann Gleichstand. Diese sm Hündin hat sich sowohl ein weißes Brustabzeichen als auch hinten weiße Zehen geleistet und brachte 530 g auf die Waage. Da Ifigenie sich schlafen legte und auch sehr entspannt wirkte, reinigten wir die Wurfkiste und betteten die Hundefamilie in saubere Decken und Laken. Alles schien perfekt, acht propere Welpen, leider kein Blond und das, obwohl beide Eltern eine Blondanlage haben. Aber egal, Hauptsache gesund. Ich brauche mir auch nichts behalten, denn Madame kann noch einen Wurf bekommen.
Hovawarte sind, wie wir wissen, immer für eine Überraschung gut, so auch Ifigenie. Da bekam das Mädel nochmal Wehen und gebar um 24 Uhr eine ……. blonde Hündin mit 560 g.
Leider ist klar, dass ich die perfekte, kleine, blonde Lady nicht behalten darf, weil sie schon seit langer Zeit versprochen ist.

29.02.-01.03.:
Das Team Mama, Welpen und Züchter spielen sich langsam ein. Bis jetzt läuft alles prima und wir sind gespannt auf die nächste Zeit.
Heute haben unsere Schätze Namen und Halsbänder bekommen:


Die Persönlichkeiten unseres N-Wurfes

Nadim   Rüde, sm   arabisch Freund, Vertrauter
Nepos ex Aura Nigra   Rüde, sm   lateinisch Enkel der Aura Nigra
Nikam   Rüde, sm   indianisch Freund
Nikas   Rüde, sm   griechisch griech., Kurzform von Nikolaus, Schutzpatron und Wundertäter
Navida   Hündin, sm   hebreisch Edel
Navitas   Hündin, sm   lateinisch Emsigkeit, Eifer
Nemea   Hündin, sm   griechisch Nymphe der griech. Mythologie, Tochter des Zeus
Nia   Hündin, sm   keltisch die Fröhliche
Nuri   Hündin, bl   hebreisch Feuer

02.03.-08.03.:
Die Zeit rennt. Eben, so gefühlt sitzt man noch an der Wurfkiste und überwacht die Geburt und schwups, schon sind die Zwerge 9 Tage alt.
Im Moment läuft alles nach Plan. Mama Ifigenie säugt und putzt und putzt und säugt.
Anfangs war es für Frau Züchterin etwas anstrengend, denn Madame rief im 3/4 Stunden Rhythmus ihre Babys, die sie nur leider noch nicht hören können. Also hieß es in diesem Rhythmus aufstehen, ihr die Babys vorlegen und dann versuchen, ganz schnell wieder einzuschlafen. Jetzt haben wir uns geeinigt, dass sie ihre Babys nicht mehr rufen braucht, sondern sich, sobald die Zeit ran ist, zu ihnen legt und für Ordnung und Nahrung sorgt.
Mir obliegt die Aufgabe, die Wurfkiste sauber zu halten, Wäsche zu waschen und das Muttertier mit Futter zu versorgen. Hierbei ist Madame im Moment äußerst wählerisch. Trockenfutter, welches sie sonst mit Begeisterung frisst, wird komplett verschmäht und versucht unter dem Fliesenboden zu vergraben. Dabei verschüttet man noch das Trinkwasser dazu und drapiert ein Handtuch darüber…. Diese Mischung klebt wie Kleister auf dem Fliesenboden. Gleiches versuchte sie auch mit der angebotenen Welpenmilch, sehr lecker !
Dosenfutter findet Madames Gnade und Frauchen darf auch etwas Trockenfutter darunter schummeln.
Zur besseren Unterscheidung für die Homepage-Junkies haben die Zwerge folgende Halsbänder um.
Nadim findet orange sehr schick, denn das passt so gut zu seinen Marken. Nepos ex Aura Nigra liebt dunkelblau, er ist ja schließlich ein echter Junge. Sein Bruder Nikas bevorzugt ebenfalls blau, allerdings in heller Variante. Nikam schmückt sich hingegen mit einem weißen Band.
Die Mädels lieben es etwas leuchtender, bis auf Nemea, die einen dezenten Grünton gewählt hat. Navida trägt leuchtend Rot, während Navitas rosa und Nia lila bevorzugen. Nuri trägt, nur aus Solidarität, einen gelben Halsschmuck.

09.03.-14.03.:
Die Welpen haben den Meerschweinchenstatus verlassen und sehen plötzlich aus wie kleine Hunde. Waren sie noch vor einer Woche nur kriechend unterwegs, so können sie jetzt so etwas ähnliches wie Laufen. Auch Harn und andere Dinge können sie mittlerweile ohne Mamas helfende Zunge selbstständig absetzen. Das bedeutet natürlich mehr Putzarbeit für Züchterin und Mama und auch die Waschmaschine schiebt Sonderschichten.
Seit zwei Tagen haben die Zwerge die Augen geöffnet. Dennoch können sie noch nicht wirklich sehen. Die Ohren werden sich jetzt auch bald öffnen, so dass sie dann ihre Umwelt bewusst wahrnehmen. Dann beginnt die eigentlich spannende Zeit. Es werden Charakterunterschiede sichtbar werden und der Aktionsradius rasant zunehmen.
Seit gestern bin ich vom Rang der einfachen Putzfrau und Wäscherin zur Milchfläschchenreicherin aufgestiegen. Die Pelztiere wollen jetzt täglich zugefüttert werden. Noch geht das halbwegs manierlich mit der Flasche, bald jedoch. wird die zusätzliche warme Mahlzeit im Näpfchen serviert. Dann wird sich zeigen, wie es mit den Tischmanieren der süßen Kleinen bestellt ist…

15.03.-18.03.:
Wieder sind ein paar Tage vergangen und es hat sich viel getan. Augen und Ohren sind jetzt geöffnet und so entdeckt kleiner Hund plötzlich, dass er nicht alleine in dieser Welt ist. Leider bekommen die lieben Kleinen jetzt auch Zähne. Das hat zur Folge, dass Ifigenie nicht mehr ganz so begeistert von ihrem Nachwuchs ist.
Seit die Zwerge jedoch mit einer klebrigen Kost aus Welpenmilch und Haferflocken aus dem Welpenring zugefüttert werden, findet Ifigenie sie wieder einigermaßen lecker. Sie liegen nämlich, statt sich guter Tischmanieren zu bedienen, kreuz und quer in der Milchsuppe und genießen diese in vollen Zügen. Mama und Geschwister versuchen hinterher die klebrigen Überreste aus dem Pelz zu putzen. Der Rest trocknet zu einer betonartigen Masse an. Jeder Punk würde mit dieser Mischung den perfekten Irokesenkamm stehen lassen können.
Mama darf sich natürlich auch über die Reste im Welpenring, auf den untergelegten Laken, dem Fußboden etc. hermachen. Den Rest erledigen Schrubber und Waschmaschine.
Heute war dann der Zustand erreicht, der da hieß, ab in die Wanne, äh Stopp, ins Waschbecken. Hierbei zeigen sich schon minimale Unterschiede in der Toleranz, Dinge zu ertragen, die man im Moment nicht ändern kann. Einige finden die warme Dusche sehr angenehm, Hovi-Milch-Wellness-Bad und entspannen total, während andere diese Prozedur nur unter Protest über sich ergehen lassen. Aber ein Versöhnungsschluck, nach dem Trockenrubbeln, bei Mama lässt kleine Hoviseele befriedigt zurück. Danach wird geschlafen und das Erlebte im Traum verarbeitet.

Gastbeitrag:
Seit vielen Jahren darf ich aktiv das Zuchtgeschehen in der Grauzone begleiten. Alles begann mal ganz harmlos, als ich einfach nur einen Hovawart bei Suse und Angus kaufen wollte. Den Anschluss an das Rudel habe ich dann mit dazu bekommen.
Zum ersten Mal in 20 Jahren kann ich mich nicht an der Aufzucht der Zwerge beteiligen. Normalerweise bin ich schon bei den Wurfvorbereitungen mit einbezogen. Böse Zungen behaupten auch, während der Würfe und auch sonst, oft gehöre ich zum Inventar der Grauzone. Zu meinen liebsten Disziplinen gehört es übrigens, im strömenden Regen Zäune zu ziehen oder den Garten nach Unfallgefahren abzusuchen. Es ist ein großer Garten, ein sehr großer Garten. Und mein Rücken wird definitiv älter.
Jedenfalls bin ich auch oft dabei, wenn die Babys kommen. Helfende Hände, die das gleiche Keimspektrum haben, werden immer gebraucht.
In diesem Jahr ist leider alles anders. Kurz vor dem errechneten Geburtstermin streckte mich eine heftige Erkältung nieder. Im häuslichen Umfeld hatte ich meine Bakterien schon freigebig verteilt. So konnte ich weder zu den Zwergen, noch zu den Züchterfreunden persönlichen Kontakt haben. Besonders bedauerlich, da meine Hündin Imani damit erneut Tante eines Wurfes wird.
Natürlich fieberte ich aus der Ferne mit und nervte mein Grauzone-Rudel durch dauernde Anrufe und Bitten nach kleinen Filmen mit Welpen-TV. Für mich ist es immer wieder ein Wunder, an der Wurfkiste zu sitzen und die kleinen Hunde zu beobachten. Es tut gut, die Freude daran mit den besten Freunden zu teilen.
Endlich hatte ich diese hartnäckige Erkältung überwunden, als uns das Corona-Virus zu einer weiteren Auszeit von Freunden und Hunden zwingt. Für uns alle sehr schwierig ist es, dass wir alle auf Abstand gehen müssen. Die Babys, die ich sonst immer schon versorgt habe und bestens kenne, konnte ich noch nicht sehen. Die Abendessen und der Austausch mit den Freunden fallen aus. Die Gesundheit aller geht natürlich vor! Ich bin froh, dass die digitalen Möglichkeiten uns einen regen Austausch ermöglichen und ich so an der Entwicklung der Pelz-Perlen aus der Ferne teilhaben kann.
So wird es diesmal wohl noch etwas dauern, bis ich die Zwerge in der Realität sehen kann. Die Versorgung Berlins mit strukturellen Grundbedürfnissen durch uns geht vor.
Deshalb bin ich sehr froh, dass die Züchter meiner Wahl Geduld mit mir haben und mich an der Entwicklung des Wurfes eben auf anderen Wegen teilhaben lassen.
Der geneigte Leser wird merken, wie schwer mir die Freundes- und Welpen-Abstinenz fällt.
Aber wenn wir alle Abstand halten, dann ist diese Situation hoffentlich bald ausgestanden!

-Zwinger Von der Gütigen Göttin (mit den drei Hovawart- Göttinnen)
Gabriele Grein

19.03.-29.03.:
Normalerweise wäre dieses Tagebuch schon sehr viel länger und mit lustigen Anekdoten gespickt. Die derzeitige Lebenssituation mit Versammlungsverbot und Einschränkung der sozialen und kulturellen Kontakte auf Grund der Corona-Pandemie lähmt die Phantasie der Autorin.
Durch eben genannte Einschnitte ins Privatleben entfallen natürlich leider auch helfende Hände bei dem Putzen und Knuddeln der Zwerge. Wäscheberge müssen alleine bewältigt werden und die „Isolation“ legt sich aufs Gemüt.
Der einzige Lichtblick sind wirklich die neun pelzigen Juwelen. Sie kümmert kein Corona und sie entdecken ihre Welt für sich.
Seit zwei Tagen sind sie „ausgewildert“. Die letzte Nacht vor dem endgültigen Auszug in die Welpenhütte gestaltete sich folgendermaßen: Die lieben Kleinen meinten den größten Teil der Nacht Party feiern zu müssen. Sie spielten, tobten und rauften sich mehr oder minder lautstark. Wie es sich für eine ordentliche Fete gehört, wurde auch reichlich gebechert, äh genäpfelt (natürlich nur frisches Trinkwasser). Was vorne reingeht, muss logischerweise irgendwann auch wieder raus. Dementsprechend trieften die, zu diesem Zwecke ausgelegten, Laken und das Odeur war nicht Chanel No. 5. Hier war die Schmerzgrenze der liebenden Züchterin erreicht. Die Sorge, dass die Zwerge durch den Umzug „traumatisiert“ würden, erwies sich als völlig unbegründet. Dank der wirklich souveränen Mama haben sie die erste Nacht draußen sehr gut überstanden und ich wurde rutenwedelnd am nächsten Morgen begrüßt.
Leider lassen die Tischmanieren der Zwerge immer noch stark zu wünschen übrig. Zum Wochenende haben wir, abgestuft gemäß den Beschränkungen durch Frau Corona, die Welpeninteressenten eingeladen. Damit die Welpen ihnen nicht an den Fingern kleben blieben, öffnete (entgegen Corona) der Coiffeursalon „Grauzone“ mal wieder seine Pforten. Diesmal gab es ein Waschbeckenschaumbad (natürlich Hundeshampoo) mit anschließendem Fönstyling. Nach zwei Stunden waren alle Welpen gestylt und wieder vorzeig- und anfassbar.
Dadurch, dass wir Besuch nur nacheinander und unter massiver Einhaltung der Hygienevorschriften einladen können, sind die Welpen heute rechtschaffen müde und Ifigenie ebenfalls. Da das Wetter auch sehr ungemütlich ist (war nicht gerade Frühlingsanfang und Umstellung auf die Sommerzeit ???), werden die lieben Fellnasen jetzt wohl mehrere Stunden schlafen und sich vermutlich erst zum Abendessen wieder blicken lassen.

30.03.-14.04.:
Mittlerweile haben sich die Zwerge voll an das Leben in der „Wildnis“ gewöhnt und nehmen die diversen Schlafplätze, sowohl drinnen als auch draußen voll in Besitz.
Sie sind bei Ausflügen sehr angenehme Begleiter, da sie als Rudel zusammen bleiben, im Gegensatz zu vielen anderen Welpen. Andere Welpen haben sich als Zweier- oder Dreierbande schon mal alleine auf den Weg gemacht und waren, wie es sich für ordentliche Sandkastenrocker gehört, nicht mehr abrufbar.
Selbstverständlich haben auch diese Zwerge sich öfter in der Wolle, besonders, wenn es um ein bestimmtes Spielzeug geht. Abends jedoch kuschelt sich die Fellbande immer noch zusammen in einen Korb (ziemlich unbequem) und tun so, als können sie kein Wässerchen trüben.
Entsprechend der Kontaktbeschränkungen, wegen Frau Corona, haben die Welpen fast täglich Besuch. Natürlich wären große Menschenansammlungen schöner und besser, dennoch denke ich, dass wir die Zwerge, so gut es geht, auf ihr künftiges Leben vorbereiten. Dazu gehören Ausflüge in Wald und Flur, regelmäßige Umgestaltung des Welpenauslaufes (bei uns der größte Teil des Gartens) und das Training, einigermaßen kontrolliert, an der Leine zu laufen.
Ausflüge zum Baumarkt oder Futterladen müssen diesmal leider entfallen.
Auch wird es keine Taufe mit Welpenparty geben.
Schön ist es, dass sich für fast alle Zwerge Liebhaber und mit Hovawart Infizierte gefunden haben.
Nadim, ein sehr hübscher, aber eben auch ein echter Junge, rauh aber herzlich, wird künftig mit zwei Hovawartrüden und einer Groenendaelhündin zusammen leben.
Nikas, ein sehr aufgeweckter Junge, der aber Streit lieber aus dem Wege geht und sich durch eine hohe Reizschwelle auszeichnet, wird in seiner Familie in Berlin glücklich werden.
Nikam ist ein sehr gelassener Vertreter seiner Rasse. Er wird sich in Richtung Görlitz auf den Weg und Menschen glücklich machen, die vor kurzem ihren Hovawart verloren haben.
Nia, die den keltischen Namen, „die Fröhliche“ zu recht trägt, wird eventuell in die Fußstapfen ihrer Mutter treten und bei Familie Krüger ihr „Unwesen“ treiben.
Navitas, die Kleinste der Bande, lässt sich die Butter nicht vom Brot klauen und weiß sich durchzusetzen, wenn es Not tut, zieht in die Nähe von Potsdam. Hier muss sie ihre Spielzeuge mit niemanden teilen und wird Mittelpunkt der Familie sein.
Nuri, die immer fröhlich ist, wird seit 1 1/2 Jahren sehnlichst erwartet und darf bald ihre Lehrstelle als Rettungshund antreten.
Nemea, die ruhigste Hündin des Wurfes hat es nicht nötig, sich in Raufereien um ein Spielzeug zu verwickeln. Sie wartet einfach, bis sie ihre Chance bekommt und zieht als Siegerin mit der Beute ab. Sie wird künftig in der Nähe von Celle „Chefin“ eines Pferdehofes werden und nebenbei als Mantrailerin vermissten Personen wieder nach Hause helfen.
Nepos, ein immer zu Scherzen aufgelegter, lustiger Zwerg wird künftig, sofern alles klappt, Wildau erobern.
So bleibt es noch ein paar Worte über Navida zu verlieren. Sie ist eine kleine Hündin, die bis jetzt perfekt im Erscheinungsbild ist. Sie beobachtet ihre Umwelt ganz genau und ist an Allem interessiert. Zudem hat sie einen sehr ausgeprägten und andauernden Spiel- und Beutetrieb. Diese kleine Hündin kann sich auch gut alleine und mit sich selbst beschäftigen, wobei sie aber fast in jeder Lebenslage für Menschen alles stehen und liegen lässt. Das Spiel mit dem Menschen ist für sie das Größte.
Da sie ein besonderer, kleiner Hund ist, suchen wir für sie Jemanden, der sowohl Sport- als auch Ausstellungs- und Zuchtambitionen hat.
Wir möchten nicht, dass wenn die Welpen abgeholt sind, wir nie wieder von ihnen etwas sehen oder hören. Um die hohe Qualität unserer Zucht aufrecht erhalten zu können, haben wir gewisse Ansprüche an unsere zukünftigen Welpenbesitzer. Ein Kriterium ist der Besuch einer qualifizierten Welpenspielstunde. Auf Grund der derzeitigen Corona Situation ist dieses nicht oder nur eingeschränkt möglich. Daher haben wir diesen Passus für den N-Wurf aus dem Vertrag genommen. Wichtig ist uns, dass Sie den Hund ab einem Alter von einem Jahr auf Hüftgelenksdysplasie untersuchen lassen und ihn auf einer Nachzuchtbeurteilung vorstellen.
Eine Haltung gemäß dem Tierschutzgesetz und der Ausschluß der Zwinger- oder reinen Draußenhaltung sehen wir als selbstverständlich an. Als Rudeltier gehört der Hund zu seinem Rudel, zu seinen Menschen. Wenn Sie mit unseren Bedingungen einverstanden sind, können Sie sich gerne um Nepos und Navida bewerben.

15.04.-22.04.:
Oh weh, eine schöne Zeit neigt sich für Züchter und Welpen dem Ende entgegen.
Wo sind bloß die letzten acht Wochen geblieben? Natürlich in der mich jeden Morgen fröhlich begrüßenden Rasselbande. Strategisch welpengünstig werde ich umzingelt, wenn ich versuche, mir mit fünf Futterschüsseln in den Händen, den Weg in den Garten zu erkämpfen.
Dennoch ist dieser Wurf bei weitem nicht so rabiat, wie manch andere Welpen. Sie sind auch nicht so laut, wie andere Zwerge, die einen manchmal ganz schön „terrorisieren“ und unsere Nachbarn geräuschtechnisch auf eine harte Probe stellten.
Die Zwerge sind insgesamt sehr ausgeglichen im Wesen. Daher bereiten ihnen Ausflüge und Leinenführigkeit wenig Probleme. Vorbei fahrende Autos, Motorräder, Trecker, Radfahrer oder Kinderwagen werden neugierig bestaunt. Hier merkt man, wie diszipliniert die Menschen die Abstandsregeln einhalten. Bei anderen Würfen waren die Welpen sofort in solchen Situationen umringt und wurden gestreichelt. Jetzt fahren die Leute möglichst zügig im angemessenen Abstand an einem vorbei und jegliche Kontaktaufnahme unterbleibt. Dafür halten sich die Welpen am Besuch schadlos. Keine Hose oder Schnürsenkel sind vor ihnen sicher.
Auch versuchten sich die Zwerge gestern in moderner Kommunikation. Ich verlor mein Handy im Garten. Nach einer Weile begann ich dieses zu vermissen. Ein Anruf ließ mich hören, dass sich das vermisste Gerät weder im Haus noch im Auto befand. Bei einem zweiten Versuch der telefonischen Ortung hieß es, der Teilnehmer ist zur Zeit nicht erreichbar. Das war insofern ein gutes Zeichen, dass jetzt niemand mehr mit meiner SIM-Karte z.B. nach China oder so telefonieren konnte.
Als ich Mittags im Garten Häufchen einsammelte, fand ich mein Handy, natürlich ohne Hülle, wieder. Die freundliche Aufforderung, die PIN einzugeben, wurde von meinen Welpen entweder schlichtweg ignoriert oder sie kriegten es mit ihren dicken Pfoten einfach mal nicht hin. Vielleicht wussten sie die PIN auch nicht auswendig.
Die Hülle blieb zunächst verschollen. Am späten Nachmittag tauchte auch sie als heißbegehrtes Spielzeug, um das man sich herrlich prügeln konnte, wieder auf. Die armen Kleinen haben aber auch wirklich gar nichts zu spielen im Garten. Jedenfalls ist meine Handyhülle jetzt für alle Zeiten unverwechselbar.

23.04.-01.05.:
Die letzte Woche in der Gemeinschaft der Geschwister ist angebrochen und bis auf Nepos werden alle Zwerge diesmal sehr zeitig ausziehen. Sie können ziemlich manierlich an der Leine laufen und auch das Auto fahren bereit den meisten wenig Probleme. Nur Nikam und Nepos vertragen die „Sänfte“ nicht ganz so gut.
Zunehmend fordern sie alle auch die meisten Streicheleinheiten für sich ein. Zum Teil vergessen die lieben Kleinen, dass Züchterins Hände kein Fell haben. Somit muss ich mich schon deutlicher durchsetzen, damit meine Hände und andere Körperteile nicht all zu sehr ramponiert werden. Diese „Erziehungsmaßnahmen“ sollten sich bald rächen.
Unser Zuchtverein kam auf die glorreiche Idee, dass die Züchterin doch den Welpen­wesens­test während der Wurfendabnahme am 23.4. durchführen sollte, via Skype von zwei Zucht­wartinnen begleitet. Während die meisten Zwerge mit dem fremden Raum und den dort abgelegten Dingen (Karton, Plastikfolie, Ball) ohne die Geschwister, also ganz alleine, keine Probleme hatten, zeigte sich bei meinem Hinzukommen ein ganz anderes Bild. Sofort akzeptieren die meisten von ihnen, dass diese Spielzeuge wohl mir als Rudelchefin gehörten und ignorierten meine Versuche, sie anzulocken, beharrlich. Dann kam für sie das absolute no go, ich sollten einen Lappen in die Hand nehmen und damit mit ihnen ein Beutespiel beginnen. Nadim, Nikam, Nuri, Nia und Navida machten mir klar, dass sie vollkommenes Verständnis dafür hatten, dass diese Beute mir gehört und sie mir diese niiiiieeeeemals streitig machen würden (jetzt weiß ich, warum das eine Fremdperson tun sollte). Die anderen vier haben wenigsten ansatzweise mit mir gespielt. Die Erscheinungsbildbeurteilung war vollkommen unproblematisch und Regina und Kirsten (Zuchtwarte via Skype) hatten viel lobende Worte für mein Handling der Zwerge. Es wurden zu diesem Zeitpunkt keine zuchtausschließenden Fehler festgestellt.
Dank der sehr hartnäckigen Frau Corona fand eine sehr einsame Taufe der Zwerge statt. Ich hielt jeden einzelnen Zwerg und Angus taufte ihn mit einem Tropfen Sekt und wir wünschten Allen ein hundeglückes Leben.
Am Wochenende zogen mit einem Schlag bis auf Nepos und Navida alle Pelzperlen aus.
Für Nepos sollte am Wochenende ein Paar kommen und wenn alles gut läuft, dann würde er in Zukunft nur 700 m weiter von seiner Schwester Nemea leben.
Montag war klar, dass dem so sein würde. Bis zur Abholung nahmen wir Nepos und Navida mit in die Stadt, in den Wald, auf das Feld und in den Tierpark Germendorf. Dort war für beide die Hundebadestelle das Allergrößte.
Am 01.05. hieß es dann auch Abschied von Nepos nehmen. Eine schöne, wenn auch schwierige Welpenzeit geht ihrem Ende entgegen.
So liebe Hundefreunde, jetzt verbleibt mir nur noch einige Worte über Navida zu verlieren. Mein fester Vorsatz, mir nichts aus diesem Wurf zu behalten, ist glorreich gescheitert. Nachdem ich bei Nia noch seeeeeehr vernünftig und standhaft war, hat sich klammheimlich Navida in mein Herz geschlichen. Das Herz siegt über die Vernunft. Auch eine sachliche Überlegung spielt hierbei eine Rolle. Ifigenie, meine tolle, kunterbunte Lady, hat jetzt 18 Monate Babypause, dann ist sie 7 1/2 Jahre alt und hätte nur noch eine Chance auf einen Wurf. Wenn das aus irgendwelchen Gründen nicht klappt, habe ich keine Chance mehr, von ihr eine Nachzucht zu bekommen. Daher bin ich lieber jetzt unvernünftig, als in 1 1/2 Jahren sehr traurig.
Ich möchte mich an dieser Stelle noch bei Allen bedanken, die uns, wenn auch teilweise nur virtuell, bei diesem Wurf unterstützt und begleitet haben.
Wir planen in diesem Jahr noch mit Kallisti ihren ersten Wurf und hoffen, dass die Zeiten dann wieder etwas freier sind.
Wir wünschen natürlich allen Welpenkäufern viel Freude mit ihrem Familienzuwachs und hoffentlich bleibt Ihr alle gesund. Bis zum nächsten Mal wünsche ich Ihnen / Euch alles Gute.


Letzte Aktualisierung: 05.05.2020 Zurück  © 2020 Susanne Brey & Angus Pouch